- Der Tote hört nichts von den Worten der Lebenden. Was den Hadith über das Ansprechen der Körper der Götzendiener am Tag von Badr (durch den Propheten) betrifft, so wird dies auf einen besonderen Zustand zurückgeführt, nämlich dass Allah sie für Seinen Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - wiederbelebte, um sie zu erniedrigen und ihnen Schmach und Niedrigkeit zu zeigen.
- Von der Glaubenslehre (arab. ‘Aqidah) der Ahlus Sunnah wa Al-Jama’ah ist, dass es eine Prüfung und eine Strafe im Grab sowie ein Leben im Zwischenreich (zwischen dem Diesseits und des Jenseits) (arab. Al-Barzakh) gibt, und ebenso Glückseligkeit und Ruhe, je nach Zustand des Verstorbenen.
- Die Strafe im Grab betrifft - gemäß der richtigen Meinung unter den Gelehrten - sowohl die Seele als auch den Körper.
Die Strafe und die Glückseligkeit des Grabes sind wahr und sie betreffen sowohl die Seele als auch den Körper
Frage: 10547
Ich habe eine merkwürdige Frage. Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch, wenn er stirbt, nicht mehr hört, und dass sein Körper nutzlos wird. Doch gemäß des Hadithes gibt es eine Strafe im Grab. Bedeutet das, dass der Körper noch am Leben ist? Außerdem steht im Quran, dass die Märtyrer nicht sterben. Ebenso wird in einem Hadith bei Muslim berichtet, dass als der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - die Körper von Abu Jahl, Umayyah und den anderen ansprach, Umar - möge Allah mit ihm zufrieden sein - ihn fragte: „Wie können die Toten dich hören?“ Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - antwortete, dass sie hören, aber nicht antworten können. Ich bitte um eine ausführliche Antwort auf meine Frage.
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Die Themeninhalte
Hört der Tote die Lebenden?
Was in der Frage erwähnt wurde, dass der Tote nichts von den Worten der Lebenden hört, ist wahr und richtig. Allah - erhaben ist Er - sagte: „Und du vermagst nicht, diejenigen hören zu lassen, die in den Gräbern sind.“ (Fatir:22)
Und Er - erhaben ist Er - sagte: „Wahrlich, du kannst die Toten nicht hören lassen.“ (Ar-Rum:52)
Gibt es eine Strafe im Grab?
Die Glaubenslehre der Ahlus Sunnah wa Al-Jama’ah besagt, dass es eine Prüfung und eine Strafe im Grab sowie ein Leben im Barzakh gibt. Ebenso gibt es darin Glückseligkeit und Ruhe, je nach Zustand des Verstorbenen. Zu den Beweisen dafür gehört die Aussage Allahs - erhaben ist Er - über die Leute des Pharaos: „Das (Höllen)feuer, dem sie morgens und abends vorgeführt werden. Und am Tag, da sich die Stunde erhebt (, wird es heißen): „Lasst die Leute Firʿauns in die strengste Strafe eingehen.“ (Ghafir:46) Allah - erhaben ist Er - hat klargestellt, dass die Leute des Pharaos morgens und abends der Strafe ausgesetzt werden, obwohl sie gestorben sind. Aus diesem Vers haben die Gelehrten die Strafe im Grab bewiesen.
Ibn Kathir - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: „Dieser Vers ist eine große Grundlage für den Beweis der Ahlus Sunnah wa Al-Jama’ah für die Strafe des Barzakh in den Gräbern. Es ist die Aussage Allahs, erhaben ist Er: „(‚Das (Höllen-)Feuer, dem sie morgens und abends vorgeführt werden.“ Ende des Zitats, entnommen aus: „Tafsir Ibn Kathir“ (4/82).
Im Hadith von 'Aischah, der Ehefrau des Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - möge Allah mit ihr zufrieden sein, heißt es: Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - pflegte im Gebet das Bittgebet zu sprechen: „O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor der Strafe des Grabes, und ich suche Zuflucht bei Dir vor der Prüfung des falschen Messias (arab. Ad-Dajjal), und ich suche Zuflucht bei Dir vor der Prüfung des Lebens und der Prüfung des Todes. O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor Sünde und Schulden.“ Überliefert von Al-Bukhari (798) und Muslim (589).
Der Beweis aus diesem Hadith ist, dass der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - Zuflucht vor der Strafe des Grabes suchte. Dies ist einer der Beweise für die Bestätigung der Strafe des Grabes, und nur die Mu'tazilah und andere Gruppen, deren Meinungen nicht berücksichtigt werden, widersprechen der Bestätigung der Strafe des Grabes.
Wie ist der Hadith über das Ansprechen des Propheten an die Körper der Götzendiener am Tag von Badr zu interpretieren?
Was den Hadith über das Ansprechen der Körper der Götzendiener am Tag von Badr (durch den Propheten) betrifft, so wird dies auf einen besonderen Zustand zurückgeführt, nämlich dass Allah sie für Seinen Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - wiederbelebte, um sie zu erniedrigen und ihnen Schmach und Niedrigkeit zu zeigen.
- Von Ibn Umar - möge Allah mit beiden zufrieden sein - wird berichtet, dass der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - am Brunnen von Badr stehen blieb und sagte: „Habt ihr das gefunden, was euer Herr euch versprochen hat, wahr ist?" Dann sagte er: „Sie hören nun, was ich sage." Überliefert von Al-Bukhari (3980) und Muslim (932).
- Von Abu Talhah wird berichtet, dass Umar - möge Allah mit ihm zufrieden sein - sagte: „O Gesandter Allahs, redest du mit Körpern, die keine Seelen haben?" Da sagte der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Bei dem, in dessen Hand die Seele Muhammads ist, ihr hört nicht besser, was ich sage, als sie es tun." Qatadah sagte: „Allah hat sie belebt, damit sie seine Worte hören, zur Zurechtweisung, Erniedrigung, Bestrafung, Reue und Bedauern." Überliefert von Al-Bukhari (3976) und Muslim (2875). Siehe: „Fath Al-Bari” (7/304).
Und der Beweis ist, dass Allah die Bewohner des Brunnens die Worte seines Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - hören ließ, um sie zu erniedrigen und kleinzumachen. Es ist nicht zulässig, sich mit diesem Hadith darauf zu stützen, dass der Tote alles hört, denn dies war speziell für die Bewohner des Brunnens. Einige Gelehrte machten jedoch eine Ausnahme für das Hören des Friedensgrußes durch den Verstorbenen, doch diese Meinung fehlt es an einem klaren und authentischen Beweis.
Betrifft die Strafe des Grabes die Seele und den Körper?
Die richtige Meinung unter den Gelehrten ist, dass die Strafe im Grab sowohl auf die Seele als auch auf den Körper des Verstorbenen wirkt.
Shaykh Al-Islam Ibn Taymiyyah - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: „Die Ansicht der Vorfahren dieser Ummah (arab. Salaf) und ihrer Gelehrten ist, dass die Strafe oder die Glückseligkeit sowohl der Seele als auch dem Körper des Verstorbenen zuteilwird, und dass die Seele nach der Trennung vom Körper entweder in einem Zustand der Freude oder der Strafe verweilt. Manchmal verbindet sie sich auch mit dem Körper, wodurch der Körper zusammen mit der Seele Glückseligkeit oder Strafe erfährt." „Al-Ikhtiyarat Al-Fiqhiyyah" (94).
Und uns obliegt es, an das zu glauben und das zu bestätigen, was Allah uns mitgeteilt hat.
Ibn Al-Qayyim - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: Es wurde Shaykh Al-Islam zu dieser Angelegenheit gefragt, und wir erwähnen den Wortlaut seiner Antwort: „Ja, die Strafe und die Glückseligkeit betreffen sowohl die Seele als auch den Körper, und es besteht ein Konsens unter der Ahlus Sunnah wa Al-Jama’ah darüber. Die Seele wird sowohl unabhängig vom Körper im (Zustand der) Glückseligkeit oder der Strafe sein, als auch verbunden mit dem Körper, wobei sie dann die Glückseligkeit oder die Strafe gemeinsam mit dem Körper erlebt. Der Körper ist mit der Seele verbunden, sodass sowohl die Glückseligkeit als auch die Strafe in diesem Zustand auf sie beide gleichzeitig wirken, genauso wie sie auf die Seele allein wirken.
Die Ansicht der Vorfahren der Ummah und ihrer Gelehrten ist, dass der Verstorbene, wenn er stirbt, entweder in der Glückseligkeit oder in der Strafe ist und dies sowohl auf die Seele als auch den Körper zutrifft. Sie (die Seele) bleibt nach dem Verlassen des Körpers entweder im Genuss oder in der Strafe. Sie kann sich auch manchmal mit dem Körper verbinden, und in diesem Fall erfährt der Körper gemeinsam mit der Seele Glückseligkeit oder Strafe. Dann, am Tag der großen Auferstehung, werden die Seelen wieder in die Körper zurückgebracht, und sie werden aus ihren Gräbern für den Herrn der Welten auferstehen. Die Auferstehung der Körper (ist eine Tatsache), bei der es unter den Muslimen, Juden und Christen zur Übereinstimmung kam. Ende des Zitats, entnommen aus: „Ar-Ruh" (S. 51-52).
Die Gelehrten ziehen als Beispiel dafür den Traum im Schlaf heran. Ein Mensch kann im Traum sehen, dass er gereist ist, und er kann Freude empfinden, wobei er sich in seinem Bett befindet, oder er kann Trauer und Bedauern fühlen, während er an seinem tatsächlichen Ort im Diesseits bleibt. Es ist umso mehr der Fall, dass das Leben im Barzakh sich wesentlich vom Leben des Diesseits oder dem Leben im Jenseits unterscheidet.
An-Nawawi - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: „Wenn gesagt wird: Wir sehen den Verstorbenen in seinem Grab in seinem Zustand, wie kann er dann gefragt und aufrecht hingesetzt werden und mit Eisenhammern geschlagen werden, ohne dass wir Anzeichen dafür sehen? Die Antwort darauf ist, dass dies nicht unmöglich ist, sondern dass es (hierfür) eine Erklärung (und ein passendes Beispiel) in den Gewohnheiten (der Menschen) gibt: Der Schlafende erlebt angenehme und schmerzhafte Gefühle, von denen wir nichts wahrnehmen, und ebenso empfindet eine wache Person Freude und Schmerz durch das, was er hört oder in Gedanken hat, ohne dass sein Begleiter dies wahrnimmt. Ebenso kam Jibril zu dem Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - und überbrachte ihm die göttliche Offenbarung, die jedoch von den Anwesenden nicht wahrgenommen wurde. All dies ist klar und offensichtlich.“ Ende des Zitats, entnommen aus: „Scharh Muslim“ (17/201).
Und Shaykh Al-Islam Ibn Taymiyyah - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: „Der Schlafende erlebt in seinem Traum sowohl Freude als auch Schmerz, und dies geschieht sowohl für seine Seele als auch für seinen Körper. So kann es sogar passieren, dass er im Traum geschlagen wird und er erwacht mit Schmerzen im Körper. (Oder) er kann im Traum etwas Köstliches essen und erwacht mit dem Geschmack im Mund. Das ist (tatsächlich der Fall) und vorhanden. Wenn der Schlafende sowohl für seine Seele als auch für seinen Körper Freude und Schmerz empfindet, die er fühlt, während derjenige neben ihm es nicht wahrnimmt, sodass der Schlafende vor der Härte des Schmerzes oder Angst schreien kann, und der Wachende seinen Schrei hört, während der Schlafende spricht, sei es mit dem Quran oder einem Bittgebet oder eine Antwort, und die wache Person (neben ihm) hört es, obwohl der Schlafende mit geschlossenen Augen spricht und, wenn er angesprochen wird, es nicht hört - wie kann man dann den Zustand des Verstorbenen leugnen, von dem der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte, dass er „das Geräusch ihrer Fußtritte hört“, und er sagte: „Ihr hört nicht besser, was ich sage, als sie es tun.“?
Und das Herz ist wie das Grab. Deshalb sagte der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm -, als er das Asr-Gebet am Tag der Graben-Schlacht verpasst hatte: ‚Möge Allah ihre Bäuche und ihre Gräber mit Feuer füllen.‘ In einem anderen Wortlaut heißt es: ‚Ihre Herzen und ihre Gräber mit Feuer.‘ Und Er (Allah) unterschied zwischen den beiden, mit Seiner Aussage: „Weiß er denn nicht? Wenn durchwühlt wird, was in den Gräbern ist, (9) und herausgeholt wird, was in den Brüsten ist (10).‘“ Dies ist ein Beispiel, um zu verdeutlichen und zu bestätigen, dass dies möglich ist.
Es darf nicht gesagt werden, dass das, was der Verstorbene an Glückseligkeit und Strafe erlebt, das Gleiche ist wie das, was der Schlafende in seinem Traum erfährt. Vielmehr ist diese Glückseligkeit und diese Strafe vollständiger, intensiver und umfassender; es ist wahre Glückseligkeit und wahre Strafe. Jedoch wird dieses Beispiel genannt, um zu verdeutlichen, dass es möglich ist, wenn der Fragesteller sagt: ‚Der Verstorbene bewegt sich nicht in seinem Grab, und die Erde verändert sich nicht, und so weiter.‘ Doch diese Angelegenheit erfordert eine ausführlichere Erklärung, die mehr Raum benötigt, als diese Seite zulässt. Und Allah weiß es am besten und Frieden und Segen seien auf unseren Propheten Muhammad, seiner Familie und Gefährten.“ Ende des Zitats, entnommen aus: „Majmuʿ Al-Fatawa“ (4/275-276).
Und Allah weiß es am besten.
Quelle:
Schaikh Muhammad Salih al-Munajjid