Wir danken dir für diese Frage und dein Interesse. Wir bitten Allah, dass Er demjenigen, der die Hajj vollzogen hat, die Vergebung der Sünden gewährt und demjenigen, der nicht an der Hajj teilgenommen hat, das Gewünschte zuteilwerden lässt und ihn vor dem Gefürchteten bewahrt. Amin, Amin.
Was die Ziele der Hajj betrifft, so sind es großartige und erhabene Ziele. Hier sind einige davon:
- Die Verbindung zu den Propheten – Allahs Segen und Frieden sei auf ihnen –, beginnend bei unserem Vater Ibrahim und seinem Bau des Hauses (der Kaʿbah), bis hin zu unserem Propheten Muhammad, dem Gesandten Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – und seiner Ehrung der Heiligkeit Makkahs. Der Pilger erinnert sich, während er sich in den heiligen Stätten bewegt und die Rituale vollzieht, an das Wandeln jener reinen (Propheten) in diesen ehrwürdigen Gegenden.
Muslim überliefert (Nr. 241) von Ibn ʿAbbas – möge Allah mit ihm zufrieden sein –, der sagte: „Wir gingen mit dem Gesandten Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – zwischen Makkah und Madinah, da kamen wir an einem Tal vorbei. Er sagte: „Welches Tal ist das?” Sie sagten: „Das Tal Al-Azraq.” Da sagte er: „Es ist, als würde ich Musa, den Gesandten Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sehen, wie er seine beiden Finger in seine Ohren legt, mit lauter Stimme Allah die Talbiyah zuruft, während er durch dieses Tal zieht.“ Dann gingen wir weiter, bis wir zu einem Pass kamen. Er (Allahs Segen und Frieden auf ihm) sagte: Welche Passstraße ist das? Sie sagten: Harsha oder Lift. Da sagte er: Es ist, als würde ich Yanus auf einer roten Kamelstute sehen, er trägt einen Mantel aus Wolle, der Zügel seines Kamels besteht aus grobem Palmfaserstrick, und er zieht durch dieses Tal, während er die Talbiyah spricht.”
- Die Weiße und Reinheit der Kleidung ist ein Hinweis auf die Reinheit des Inneren, die Lauterkeit des Herzens und die Klarheit der Botschaft und des Weges. Sie bedeutet zugleich das Ablegen des Schmucks, das Zeigen von Bedürftigkeit sowie das Erinnern an den Tod, denn wer das Ihram-Gewand trägt, das dem Leichentuch ähnelt, erscheint, als wäre er bereit, vor Allah – mächtig und majestätisch ist Er – zu treten.
- Der Ihram vom Miqat aus zu beginnen, verkörpert die gottesdienstliche Hingabe und die Unterwerfung zu Allah durch Gehorsam gegenüber Seinem Befehl und Seinem Gesetz. Niemand überschreitet (diesen Ort), weil es der Befehl Allahs ist, und das Gesetz Sein Gesetz, erhaben ist Er. Darin liegt die Einheit der (islamischen) Gemeinschaft (arab. Ummah), ihre Ordnung und Disziplin, damit es nicht zur Spaltung und Meinungsverschiedenheit über die Festlegung der Miqat-Grenzen kommt.
- Die Hajj ist ein Symbol des Tauhid (der Einzigkeit Allahs) – vom allerersten Moment an, in dem der Pilger sich in den Ihram-Zustand begibt. Jabir Ibn ʿAbdillah sagte über die Beschreibung der Hajj des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Dann rief er den Tauhid aus: Labbayk Allahumma labbayk, labbayk la sharika laka labbayk, inna Al-Hamda wa- An-Niʿmata laka wa-l-mulk, la sharika lak.“ (Deu: „Ich bin Dir zu Diensten, o Allah, ich bin Dir zu Diensten. Ich bin Dir zu Diensten, Du hast keinen Partner, ich bin Dir zu Diensten. Wahrlich, aller Lobpreis, alle Gunst und alle Herrschaft gehören Dir. Du hast keinen Partner.)”. Überliefert von Muslim (2137). Siehe auch Frage Nr. (21617).
- Die Hajj erinnert an das Jenseits, wenn die Menschen sich an einem einzigen Ort wie ʿArafah und anderen (Orten) versammeln, ohne Unterschiede, ohne Überlegenheit, alle sind in diesem Land gleich. Niemand hat dort einen Vorzug gegenüber einem anderen.
- Die Hajj ist ein Zeichen der Einheit, denn die Hajj macht die Menschen gleich in ihrer Kleidung, in ihren Handlungen, in ihren Ritualen, in ihrer Qiblah und in ihren Orten. Es gibt keinen Vorzug des einen über den anderen: König und Diener, Reicher und Armer stehen auf einer Stufe.
Die Menschen sind gleich in ihren Rechten und Pflichten, und sie sind gleich in diesem heiligen Haus. Es gibt keinen Unterschied zwischen (Haut)farben oder Nationalitäten, und niemand hat das Recht, zwischen ihnen zu unterscheiden.
Einheit in den Empfindungen und Einheit in den Ritualen.
Einheit im Ziel, Einheit im Handeln.
Einheit in der Aussage: „Die Menschen stammen von Adam, und Adam stammt aus Erde. Kein Araber hat einen Vorzug über einen Nicht-Araber, und kein Weißer über einen Schwarzen, außer durch Gottesfurcht.“
Mehr als zwei Millionen Muslime stehen alle an einem Ort, in einer einzigen Kleidung, mit einem gemeinsamen Ziel, unter einem einheitlichen Banner; sie rufen einen einzigen Herrn an und folgen einem einzigen Propheten. Und welche Einheit könnte größer sein als diese?
Allah – erhaben ist Er – sagte: „Wahrlich, diejenigen, die ungläubig sind und von Allahs Weg abhalten und (auch) von der geschützten Gebetsstätte, die Wir für die Menschen bestimmt haben, gleich ob sie dort ansässig oder nur vorübergehend anwesend sind (, werden ihre Strafe bekommen). Wer aber beabsichtigt, dort etwas Abwegiges zu Unrecht (zu begehen), den werden Wir von einer schmerzhaften Strafe kosten lassen.“ (Al-Hajj:25)
- Die Hajj erzieht zur Genügsamkeit in Kleidung und Unterkunft, indem der Pilger zwei einfache Tücher trägt und ihm das genügt. Er wohnt an einem Ort, der gerade so viel Platz bietet, wie er zum Schlaf braucht, und das reicht ihm aus.
- Die Hajj versetzt die Ungläubigen und die Anhänger des Irrweges in Furcht, angesichts dieses gewaltigen Zusammenkommens der Muslime. Denn auch wenn sie zerstreut und uneins sind, so zeigt allein ihr gemeinsames Erscheinen, trotz aller Unterschiede, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, dass es auch möglich ist, sich in anderen (Angelegenheiten) zu einigen.
- Die Hajj zeigt die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Einigkeit unter den Muslimen, denn jeder Mensch reist zunächst für sich allein, doch bei der Hajj findet man ihn in einer Gemeinschaft, mit anderen vereint.
- Die Hajj ermöglicht es, die Lage der Muslime aus verlässlichen Quellen kennenzulernen, denn der Muslim hört direkt von seinem Bruder über die Zustände seiner muslimischen Brüder in den Ländern, aus denen er gekommen ist.
- Der Austausch von Nutzen und Erfahrungen unter den Muslimen im Allgemeinen.
- Das Zusammenkommen der Meinungsträger, Gelehrten und Entscheidungsträger aus allen Ländern, um die Lage der Muslime und ihre Bedürfnisse zu besprechen sowie die Wichtigkeit von Solidarität und Zusammenarbeit zu betonen.
- Die Verwirklichung der Dienerschaft gegenüber Allah – erhaben ist Er –, indem der Pilger an den heiligen Stätten steht und sogar die Al-Haram-Moschee verlässt, obwohl sie der beste aller Orte ist, um bei ʿArafah zu verweilen.
- Die Vergebung der Sünden, entsprechend der Aussage des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Wer die Hajj vollzieht und dabei weder obszön spricht noch sündigt, kehrt hinsichtlich seiner Sünden zurück wie am Tag, an dem ihn seine Mutter geboren hat.“
- Die Hajj öffnet die Tür der Hoffnung für die Sündhaften und erzieht sie dazu, sie (die Sünden) aufzugeben und sich von ihnen zu lösen, (insbesondere) in den heiligen Stätten, denn während der Hajj lassen viele von ihren schlechten Gewohnheiten ab und meiden sie während der Hajj-Zeit an den heiligen Orten.
- Die Hajj zeigt, dass der Islam eine Religion der Ordnung ist, denn die Riten bei der Hajj sind klar geordnet, an bestimmte Orte und Zeiten gebunden - jede Handlung hat ihren festgelegten Ort und ihre bestimmte Zeit.
- Die Hajj erzieht die Seele dazu, für gute Zwecke zu spenden und sich vom Geiz zu entfernen, denn der Pilger gibt große Summen für die Hajj aus; für das Verkehrsmittel, unterwegs und in den heiligen Stätten.
- Die Hajj führt zur Gottesfurcht im Herzen und zu dessen Besserung, indem man die Riten Allahs verehrt. Allah – erhaben ist Er – sagt: „So ist es. Und wenn einer die Kulthandlungen Allahs hoch ehrt, so ist es (ein Ausdruck, der) von der Gottesfurcht der Herzen (herrührt).“ (Al-Hajj: 32)
- Die Hajj erzieht die Reichen dazu, auf ihren (äußeren) Unterschied zu verzichten, indem sie in Kleidung und Unterkunft den Armen gleichgestellt sind und gemeinsam mit ihnen die Rituale wie Tawaf, Saʿi und das Steinewerfen vollziehen. Das erzieht sie zur Demut und lässt sie die Geringfügigkeit des Diesseits erkennen.
- Der Pilger hält während der Hajj beständig an Gehorsam und dem Gedenken Allahs – erhaben ist Er – fest, während er von einer heiligen Stätte zur nächsten zieht und von einer Handlung zur anderen übergeht. Das gleicht einer intensiven jährlichen Schulung im Gehorsam gegenüber Allah und in Seinem Gedenken.
- Die Hajj erzieht die Seele dazu, den Menschen Gutes zu tun, indem man dem Verirrten den Weg zeigt, den Unwissenden belehrt, dem Bedürftigen hilft und dem Unfähigen und Hilflosen beisteht.
- Das Aneignen von gutem Charakter gegenüber dem, was von der Schöpfung an Unannehmlichkeiten ausgeht, denn der Pilger wird unweigerlich mit Gedränge, Streit oder Ähnlichem konfrontiert. Allah – erhaben ist Er – sagte: „Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) bekannte Monate. Wer in ihnen die (Durchführung der) Pilgerfahrt beschlossen hat, der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während der Pilgerfahrt.“ (Al-Baqarah: 197)
- Die Erziehung zur Geduld und zum Ertragen von Erschwernis, wie Hitze, weite Wegstrecken, die Entfernung von der Familie, das häufige Wechseln zwischen den heiligen Stätten und das Gedränge an diesen Orten.
- Die Hajj ist ein Training darin, Gewohnheiten, Traditionen und Vertrautes zu unterlassen, denn der Pilger ist verpflichtet, seinen Kopf unbedeckt zu lassen und seine (gewohnte) Kleidung abzulegen. Er verzichtet auf seine gewohnte Unterkunft, sein gewohntes Essen und Trinken.
- Beim Saʿi des Pilgers zwischen Safa und Marwah erinnert er sich daran, dass derjenige, der Allah gehorcht, auf Ihn vertraut und an Ihn festhält, nicht verloren geht, vielmehr wird Er seine Erwähnung erheben. So sagte Hajar, die Mutter von Ismaʿil – Friede sei auf beiden –, als sie zu Ibrahim sagte: „Hat Allah dir das befohlen?“ Er sagte: „Ja.“ Da sagte sie: „Dann wird Er uns nicht verloren gehen lassen.“ Und so erhöhte Allah ihre Erwähnung, und die Menschen begannen genauso wie sie, zwischen Safa und Marwah zu laufen, unter ihnen sogar die Propheten, Friede sei auf ihnen.
- Die Erziehung der Seele dazu, niemals die Hoffnung auf Allahs Erbarmen zu verlieren, ganz gleich wie schwer die Prüfungen sind oder wie groß die Not auch wird, denn die Erleichterung liegt in der Hand Allahs. So war es bei der Mutter von Ismaʿil: Ihr Kind war dem Verdursten nahe, und sie begann von einem Bergen zum nächsten zu rennen, in der Hoffnung auf Erleichterung, da kam die Hilfe aus einer Richtung, mit der sie nicht gerechnet hatte: Ein Engel kam herab, schlug auf die Erde, und Zamzam-Wasser sprudelte hervor, mit seiner Heilung für die Krankheiten der Herzen und Körper.
- Der Pilger erinnert sich daran, dass er an diesen heiligen Stätten zu Gast beim Allerbarmer ist, denn das Zusammenkommen zur Hajj wurde nicht von einer Regierung, einem Gremium, einem König oder einem Präsidenten einberufen. Vielmehr hat der Herr der Welten dazu aufgerufen. Er hat sie zu einem Ort gemacht, an dem sich die Muslime auf gleicher Stufe begegnen, ohne dass jemand über einen anderen einen Vorzug hat. Allah – erhaben ist Er – sagte: „Und rufe unter den Menschen die Pilgerfahrt aus, so werden sie zu dir kommen zu Fuß und auf vielen hageren (Reittieren), die aus jedem tiefen Passweg daherkommen, (27) damit sie (allerlei) Nutzen für sich erfahren (...). (28)“ (Al-Hajj:27–28)
An-Nasai überliefert (Nr. 2578) von Abu Hurayrah – möge Allah mit ihm zufrieden sein –, der sagte: Der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Die Delegierten Allahs – mächtig und majestätisch ist Er – sind drei: Derjenige, der für den Kampf hinauszieht, der Hajj-Pilger und der Umrah-Pilger.“ Von Al-Albani in „Sahih An-Nasa’i” (2462) als authentisch eingestuft.
- Die Loyalität zu den Gläubigen. Sie zeigt sich in der Aussage des Gesandten Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Gewiss, euer Blut, eure Ehre und euer Besitz sind euch untereinander so verboten wie die Unantastbarkeit euren diesen Tages, in eurem diesen Monats, in eurem diesen Land.“ Überliefert von Al-Bukhari (65) und Muslim (3180).
- In der Hajj-Saison, wird die völlige Abgrenzung von den Anhängern des Shirk und des Unglaubens deutlich und es ist ihnen unter allen Umständen verboten, anwesend zu sein. Es wurde ihnen verboten, das heilige Gebiet (arab. Al-Haram) zu jeder Zeit zu betreten, unabhängig von ihrer Absicht. Allah – erhaben ist Er – sagte: „O die ihr glaubt, die Götzendiener sind fürwahr unrein, so sollen sie sich der geschützten Gebetsstätte nach diesem, ihrem Jahr nicht mehr nähern! Und wenn ihr (deshalb) Armut befürchtet, so wird Allah euch durch Seine Huld reich machen, wenn Er will. Wahrlich, Allah ist allwissend und allweise.“ (At-Tawba:28)
Al-Bukhari überliefert, dass Abu Hurayrah – möge Allah mit ihm zufrieden sein – sagte: „Abu Bakr – möge Allah mit ihm zufrieden sein – entsandte mich während jener Hajj mit Ausrufern, und er schickte sie am Tag des Opferfestes nach Mina, (um auszurufen): ‚Nach diesem Jahr wird kein Götzendiener mehr die Hajj vollziehen und niemand mehr nackt um das Haus (die Kaʿbah) den Tawaf verrichten.‘“
Und Allah weiß es am besten.