Samstag 25 Shawwaal 1445 - 4 Mai 2024
German

At-Tawassul (Mittel um nach Allah zu trachten) - Islamisch und Bid’ah

Frage

Ich möchte über At-Tawassul fragen. Ich weiß, dass es nicht erlaubt ist, Fürbitte von Gräbern zu erbitten oder die Toten um Bittgebete zu bitten, da dies nicht richtig ist. Doch jemand sagt: „Was ist falsch daran, von einem rechtschaffenen lebenden Menschen Bittgebete zu erbitten? Und was ist falsch daran, dies von ihm zu erbitten, wenn er tot ist?" Wie kann ich auf diesen Bruder antworten? Was ist die erlaubte Form des Tawassul und was ist die nicht erlaubte Form?

Inhalt der Antwort

Alles Lob gebührt Allah..

Sprachlich bedeutet Tawassul: Annäherung. Und davon kommt die Aussage Allahs, erhaben ist Er: „Diejenigen, die sie anrufen, trachten nach einem Mittel zu ihrem Herrn" (Al-Isra:57), was bedeutet, dass sie sich Ihm nähern. Es gibt zwei Arten von Tawassul: Erlaubtes Tawassul und verbotenes Tawassul.

Die erlaubte Form des Tawassuls:

Erlaubtes Tawassul ist die Annäherung an Allah - erhaben ist Er - durch das, was Er liebt und zufriedenstellt, sei es durch verpflichtete oder erwünschte Gottesdienste, sei es durch Worte, Taten oder Überzeugungen. Dazu gehören:

Erstens: Das Anrufen Allahs mit Seinen Namen und Eigenschaften, Allah - erhaben ist Er - sagte: „Allahs sind die schönsten Namen; so ruft Ihn damit an und laßt diejenigen, die mit Seinen Namen abwegig umgehen. Ihnen wird das vergolten, was sie zu tun pflegten." (Al-A’raf:180) Der Diener bringt im Gebet den passenden Namen Allahs für sein Anliegen vor, wie zum Beispiel den Barmherzigen (arab. Ar-Rahman), wenn er Barmherzigkeit sucht, oder den Vergebenden (arab. Al-Ghafur), wenn er Vergebung sucht, und ähnliches

Zweitens: Die Annäherung an Allah durch den Glauben (arab. Iman) und den Tawhid. Allah - erhaben ist Er - sagte: „Unser Herr, wir glauben an das, was Du (als Offenbarung) herabgesandt hast, und folgen dem Gesandten. So schreibe uns auf unter die Zeugnis Ablegenden!" (Al Imran:53)

Drittens: Die Annäherung an Allah durch rechtschaffene Taten, indem der Diener seinen Herrn um Hilfe durch seine besten Taten bittet, die bei Ihm am wertvollsten sind, wie das Gebet, das Fasten, die Rezitation des Qurans, das Meiden von Verbotenem und Ähnlichem. Ein Beispiel dafür findet sich in der authentischen Überlieferung in den beiden Sahih-Sammlungen über die Geschichte der drei Personen, die in die Höhle gingen und von einem Felsen eingeschlossen wurden. Sie baten Allah um Hilfe und verwiesen auf ihre besten Taten. Ein weiteres Beispiel ist, dass der Diener sich aufgrund seiner Armut an Allah wendet, wie es Allah - erhaben ist Er - über Seinen Propheten Ayyub - Allahs Frieden sei auf ihm - sagt: „Mir ist gewiss Unheil widerfahren, doch Du bist der Barmherzigste der Barmherzigen.“ (Al-Anbiya:83) Oder der Diener kann sich aufgrund seiner eigenen Ungerechtigkeit und seiner Abhängigkeit von Allah wenden, wie es Allah - erhaben ist Er - über Seinen Propheten Yunus - Allahs Frieden seien auf ihm - sagt: „Es gibt keinen Gott außer Dir! Preis sei Dir! Gewiß, ich gehöre zu den Ungerechten.“ (Al-Anbiya:87)

Und diese erlaubte Form des Tawassul unterscheidet sich in ihrem Urteil je nach Art. Einige Formen davon sind verpflichtend, wie die Annäherung durch die Namen und Attribute Allahs und den Tauhid. Andere sind empfohlen, wie die Annäherung durch alle anderen rechtschaffenen Taten.

Was jedoch das innovierte (arab. Bid’ah) und verbotene Tawassul betrifft:

Dies bezieht sich darauf, sich Allah in einer Weise zu nähern, die Er nicht liebt oder akzeptiert, sei es durch Worte, Taten oder Überzeugungen. Dazu gehört das Tawassul zu Allah durch die Bittgebete für Verstorbene oder Abwesende und die Bitte um Hilfe von ihnen und Ähnliches. Dies ist Shirk Akbar (Götzendienst), der einem aus der Religion ausschließt und dem Tauhid (der Einheit Allahs) entgegensteht. Das Bitten Allahs - erhaben ist Er -, sei es in Form von Bitten für Nutzen oder Abwendung von Schaden, oder in Form von Anbetung, wie Unterwürfigkeit und Ergebung vor Ihm, darf nur an Ihn gerichtet werden und es ist nicht erlaubt sie an jemanden anderen als Allah zu wenden. Dies an jemand anderen als an Allah zu wenden, ist Götzendienst (arab. Shirk). Allah - erhaben ist Er - sagte: „Euer Herr sagt: „Ruft Mich an, so erhöre Ich euch. Gewiss, diejenigen, die sich aus Hochmut weigern, Mir zu dienen, werden in die Hölle gedemütigt eingehen.“ (Ghafir:60) Allah erklärt in diesem Vers die Strafe für diejenigen, die sich aus Hochmut weigern, Allah anzubeten, sei es, dass sie andere anrufen oder dass sie das Bitten gänzlich unterlassen, sei es aus Hochmut und Trotz.

Allah sagt auch: „Und gedenke deines Herrn in deiner Seele in Unterwürfigkeit flehend und in Furcht.” (Al-A’raf:205) So befiehlt Allah den Menschen, Ihn anzurufen, ohne jemand anderen als Ihn. Allah sagt auch über die Bewohner der Hölle: „Bei Allah, wir waren in deutlichem Irrtum, als Wir euch mit dem Herrn der Welten gleichstellten." (Ash-Shu’ara:98) Alles, was dazu führt, dass andere als Allah in der Anbetung und Gehorsam gleichgestellt werden, ist Götzendienst. Allah sagt auch: „Und wer ist weiter abgeirrt als jemand, der anstatt Allahs jemanden anruft, der ihn nicht erhört bis zum Tag der Auferstehung? Und sie achten nicht auf ihr Bittgebet.” (Al-Ahqaf:5) Er - erhaben ist Er - sagt auch: „Und wer neben Allah einen anderen Gott anruft, für den er keinen Beweis hat, dessen Abrechnung liegt nur bei seinem Herrn. Gewiss, den Ungläubigen wird es nicht wohl ergehen.” (23:117) Allah - erhaben ist Er - hat diejenigen, die neben Ihn einen anderen anrufen und ihn als Gottheit neben Ihm annehmen, zu Götzendienern gemacht. Und Allah - erhaben ist Er - sagte: „Diejenigen aber, die ihr anstatt Seiner anruft, verfügen nicht einmal über das Häutchen eines Dattelkerns. (13) Wenn ihr sie anruft, hören sie euer Bittgebet nicht, und wenn sie (es) auch hörten, würden sie euch doch nicht erhören. Und am Tag der Auferstehung verleugnen sie, dass ihr (sie Allah) beigesellt habt” (14). (Fatir:13-14) In diesem Vers erklärt Allah - erhaben ist Er -, dass Er der (alleinige) rechtmäßige Empfänger des Bittgebets (arab. Dua) ist, weil Er der Herrscher (arab. Al-Malik) und Verwalter (arab. Al-Mutasarrif) ist und niemand anderer. Diese angebeteten Dinge hören nicht das Bittgebet, geschweige denn, dass sie den Bittenden erhören könnten. Selbst wenn sie das Gebet hören würden, könnten sie nicht darauf reagieren, weil sie weder Nutzen noch Schaden bringen und keine Kontrolle über irgendetwas davon haben.

Und die Polytheisten der Araber, zu denen der Prophet - Allahs Frieden und Segen seien auf ihm - gesandt wurde, wurden aufgrund dieses Götzendienstes im Bittgebet als ungläubig erklärt. Denn sie beteten Allah in Zeiten der Not aufrichtig an, aber dann verleugneten sie Ihn in Zeiten des Wohlstands und des Überflusses, indem sie zu einem anderen als Ihm beteten. Allah - erhaben ist Er - sagte: „Wenn sie ein Schiff besteigen, rufen sie Allah an, (wobei sie) Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion (sind). Wenn Er sie nun ans Land errettet, gesellen sie sogleich (Ihm wieder andere) bei, (Al-Ankabut:65). Auch sagt Er - erhaben ist Er -: „Er ist es, Der euch auf dem Festland und dem Meer reisen lässt. Wenn ihr dann auf den Schiffen seid und diese mit ihnen bei einem guten Wind dahinfahren und sie froh darüber sind, ein stürmischer Wind darüber kommt, die Wogen von überall über sie kommen, und sie meinen, dass sie rings umgeben werden, (dann) rufen sie Allah an, (wobei sie) Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion (sind)” (Yunus:22)

Und einige Menschen aus der heutigen Zeit haben den Götzendienst der früheren (Polytheisten) noch weiter gesteigert, indem sie verschiedene Arten der Anbetung an jemanden außer Allah richten, wie Gebete und Hilferufe (arab. Al-Istighatha), selbst in Zeiten der Not. Und es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Allah gibt. Wir bitten Allah um Sicherheit und Wohlergehen.

Und abschließend in Bezug auf die Antwort auf das, was dein Freund erwähnt hat: Das Bitten des Toten ist Götzendienst, und das Bitten des Lebenden um etwas, das nur Allah kann, ist ebenfalls Götzendienst.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: Schaikh Muhammad Salih al-Munajjid